Monatsarchiv für Oktober 2020

Okt 08 2020

Calasetta, Donnerstag der

Land in Sicht

Es rollt! An Schlaf ist nicht zu denken. Ich versuche es erst an Deck im Cockpit, später noch einmal in unserer Seekoje. Davon haben wir nur eine im Salon auf Steuerbordseite. Mehr brauchen wir nicht, weil einer immer im Cockpit auf Wache ist. Eigentlich ist die Koje gut ausgepolstert und mit einem Kojensegel versehen. Barbara geht es genau so. Es weht von achtern und wir haben die See mindestens aus zwei Richtungen. Wir wissen ja, dass die erste Nacht immer schlimm ist, weil wir uns erst an den Rhythmus gewöhnen müssen. Aber das hier ist gefühlt schlimmer als die Biskaya. Naja – die Biskaya ist über ein Jahr her und schlechte Erinnerungen verblassen schneller als die Schönen. Eine fantastische Sache des menschlichen Hirn.

Aber auch diese Nacht geht vorüber.  Und hatte ihre guten Seiten. Es war warm, trocken, klar und der Mond hat uns fast die ganze Nacht sein Licht gespendet. Wir sind seit 24 Stunden unterwegs und haben 130 Meilen zurückgelegt. 70 Meilen liegen noch vor uns und wir fangen an zu überlegen, wann wir wohl Land sehen werden.

Gerade noch kurz vor Sonnenuntergang erkennen wir dann die ersten Hügel von Sardinien. Sie unterscheiden sich noch kaum von den Wolken am Horizont. Es wird auch Zeit. Der Nordwest hat sich durchgesetzt und kann jede Stunde zunehmen. Bis 30 Knoten soll er diese Nacht noch erreichen. Kein Vergnügen, damit noch eine weitere Nacht zu fahren.

Es ist jetzt 23:10 des 2. Tages und mittlerweile liegt unser Zielhafen Calasetta vor uns. Noch ca. 5 Meilen. Weil es bereits Dunkel ist, wir die Gegebenheiten nicht kennen und der Nordwest jetzt schon auf 24 Knoten auffrischt, nehmen wir die Segel runter und motoren zwischen die Inseln Sant Pietro und Sant Antioco.

Der Wind kommt jetzt von vorn – 28Knoten ( 7 Bf ) – und drückt uns auf 2 Kn Geschwindigkeit runter. Noch ein paar Minuten, dann können wir den Kurs ändern. Jetzt kommt der Wind von hinten und ich muss die Maschine drosseln, damit wir nicht an der Hafeneinfahrt vorbei rauschen. Es taucht ein zweites Paar Lichter „Hafeneinfahrt“ auf. Welche sind für uns? Neben uns taucht die Untiefenbarke auf. Sie ist Meerumschäumt und sollte eigentlich ein weisses Licht haben. Dann liegt die Hafeneinfahrt vor uns. Die Steinmolen kommen bedrohlich nahe. Der Hafen ist dunkel. Der Mond hinter Wolken verschwunden. Ein paar kleine rötlich schimmernde Pilzlichter auf einem Steg. „Ist das hier ein Hafen oder ein Séparée“? Wir erkennen ein paar Masten. Ich springe runter und hole unseren Decksstrahler um den Hafen auszuleuchten.    . . .

Wir haben dann letztendlich eine Stunde gebraucht um in mühevoller Maschinenarbeit rückwärts an die Nordmole zu kommen. Der Versuch an der Tankpier für die Nacht längseits zu gehen funktionierte nicht. Bei bis zu 30Kn Wind habe ich keine Chance das Boot zu manöverieren. Als wir die Heckleinen über den Poller haben sind wir beide nervlich am Ende.

 

Dolce Vita muss noch etwas warten und „wie kommt der Tintenfisch auf unser Deck“

 

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